Der Kongress der Jungsozialisten in Schweden im Mai 1917 legte den Grund zur schwedischen linkssozialistischen Partei. Der seit 1903 bestehende „Sozialdemokratische Jugendverband Schwedens“ war die linke Strömung innerhalb der schwedischen Sozialdemokratie, die die von Branting geführte Mehrheit heftig bekämpfte. Während des Krieges vertieften sich noch die Differenzen, da die Jungsozialisten, wenn auch nicht offiziell, der Zimmerwalder Linken angehörten. 1915 forderten sie in ihrem Organ „Stormklockan“ den Ausschluss jener rechten Sozialdemokraten aus der Partei, die an einem Sammelbuch für den Eintritt Schwedens in den Krieg mitgearbeitet hatten. Trotz des Widerstandes der übrigen Parteipresse setzte das Organ der Jungsozialisten den Ausschluss dreier Sozialimperialisten aus der Partei durch. Dieser Erfolg stärkte die Opposition in der Partei. Eine zweite, noch bedeutsamere Kampagne wurde für die Einberufung eines Friedenskongresses der Arbeiterschaft geführt und hatte den gleichen Erfolg aufzuweisen. Trotz des Widerstandes des Parteivorstandes wurde ein illegales Rundschreiben im Februar 1916 zur Einberufung des Kongresses versandt. Das Organ der Parteimehrheit „Socialdemokraten“ veröffentlichte dieses Rundschreiben und leitete eine Hetze gegen die Jungsozialisten ein. Nichtsdestoweniger kamen am 19. Mai 1916 265 Delegierte in Stockholm zusammen, die nicht nur Jugend-, sondern auch andere Arbeiterorganisationen vertraten. Der Kongress beauftragte den Jugendverband, zusammen mit dem siebengliedrigen Komitee, das er wählte, die Arbeit gegen den Krieg zu organisieren. Nach dem Kongress wurde gegen Z. Höglund, E. Hedén, I. Oljelund, N. I. Bucharin u. a. die Hochverratsanklage erhoben und Höglund zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Die Petitionskampagne, die Proteste gegen die Verurteilung Höglunds und die Entlarvung Brantings führten zu einer weiteren Verselbständigung des Jugendverbandes. Einige Abgeordnete schlossen sich der Jugend an, und am 27. April 1916 begann diese mit der Herausgabe einer eigenen Zeitung „Politiken“. Im Mai 1916 schied der Anhänger Höglunds, der frühere Parteisekretär Fredrik Ström, zusammen mit drei Gesinnungsgenossen aus dem Parteivorstand aus. Das war der Beginn der Parteispaltung. Auf dem Parteitag im Februar 1917 wurde von der Opposition die Frage der Bildung einer neuen Partei aufgerollt, und im Mai 1917 wurde auf dem Kongress der Jungsozialisten diese Partei geschaffen. Die Linken verfügten bereits zur Zeit der Spaltung über mehrere Tageszeitungen und hatten unter ihren Anhängern einige Abgeordnete. Im Oktober 1920 vollzog die Partei ihren Anschluss an die Kommunistische Internationale und änderte ihren Namen in Kommunistische Partei Schwedens. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 19, Anm. 210] Die Schwedische Sozialdemokratische Partei wurde im April 1899 organisiert. Schon auf dem ersten Parteitag zeigten sich zwei Strömungen, eine opportunistische mit Hjalmar Branting an der Spitze und eine radikale, die von Axel Davidson geführt wurde. Den Sieg trugen auf dem Parteitage die Anhänger Brantings davon, und von da an trug die Partei in ihrer Politik einen gemäßigten und opportunistischen Charakter. Bis 1909 war die Tätigkeit der Partei ausschließlich darauf gerichtet, die Erweiterung des Wahlrechts in Schweden zu erreichen. Nach der Durchführung der Wahlreform begann sich der Opportunismus, das Kompromisslertum in der Partei noch mehr zu befestigen. Kaum hatte der Krieg begonnen, beeilte sich Branting, im Namen der Partei der schwedischen Regierung zu erklären, dass sie „auf das volle Vertrauen des zu einer Einheit zusammengeschlossenen Volkes rechnen“ kann. Die opportunistische Politik, die von Branting und seinen Anhängern durchgeführt wurde, rief bei den linken Elementen der Partei starke Unzufriedenheit hervor. Eine starke Unterstützung erhielt die radikale Opposition durch den schwedischen sozialdemokratischen Jugendverband, der im Jahre 1903 aus dem Sozialistischen Jugendverband (der in Wirklichkeit anarchistisch war) hervorgegangen war. Die organisatorische Trennung zwischen Opportunisten und Radikalen begann schon vor dem Kriege. Im Jahre 1912 lösten sich die Linken in der Parlamentsfraktion von Branting und seinen Anhängern los und bildeten die „Linke Sozialdemokratische Vereinigung“. doch es gelang Branting, die Spaltung der Partei zu verhindern. Während des Krieges verschärften sich die Differenzen in der Partei. Die Linken und der sozialdemokratische Jugendverband mit Höglund und Grimlund an der Spitze nahmen eine internationalistische Haltung ein. Der Jugendverband berief einen außerordentlichen Kongress der Arbeiterorganisation ein, um die Kampfmaßnahmen gegen den Chauvinismus und den drohenden Eintritt Schwedens in den Krieg zu beraten. Die Partei untersagte die Abhaltung dieses Kongresses, er fand aber trotzdem statt. Die Partei übertraf in der Hetze gegen diesen Kongress sogar die bürgerliche Presse und die Regierung. Die linke Opposition beschloss, energisch zu handeln. Am 13. Mai 1917 berief sie einen Kongress aller linken oppositionellen Gruppen der Partei ein, und auf diesem Kongress gründete sie eine selbständige, die sogenannte „Linke Sozialdemokratische Partei“. In diese Partei traten alle mit der Brantingschen Führung unzufriedenen Elemente der schwedischen Sozialdemokratie ein. Infolgedessen war die Zusammensetzung der Partei recht bunt. Es gab in der neuen Partei drei Strömungen: eine linke, revolutionäre, mit dem aus dem Jugendverband hervorgegangenen Linken Höglund und und Kilbom an der Spitze; eine zentristische, die eine pazifistische Haltung einnahm, und schließlich eine „humanistische“, die eine Mischung aus Sozialismus, kleinbürgerlichem Utopismus und Philanthropie (Menschenliebe) vertrat. Die Partei schloss sich in der Gestalt ihres linken Flügels der Zimmerwalder Linken an. Nach der Gründung der Kommunistischen Internationale beschloss der 3. Parteitag dieser Partei den Anschluss an die KI und die Umbenennung in „Kommunistische Partei Schwedens“. Die Zentristen und „Humanisten“, die die Minderheit der Partei bildeten, traten aus der Partei aus. – Es muss erwähnt werden, dass auch die früheren Führer der Partei Höglund und Kilbom in der Folge den Kommunismus verraten haben und zu Renegaten wurden.. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 5, Anm. 61] |
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